Warum wohnt der Hund so schlecht?

Im Prinzip reden wir hier über Gleichberechtigung mit dem Menschen, wenn nicht über Superiorität. Lupo, Lassie und Struppi waren die letzten Köter in nachgeordneter Position, mit vergleichsweise bescheidenem sozialen Geltungsanspruch. Wedeln, sitzen machen, Stöckchen holen, das waren noch Zeiten. Jetzt leben wir unter der Fuchtel von Kommissar Rex (»schnüffelt für Deutschland«) oder eines tonnen-schweren Bernhardiners mit Namen Beethoven.

Daß bei uns die Pudel besser gekleidet sind als ihre Besitzer, ist nichts Neues. Mittlerweile sind sie auch um Längen gepflegter – Coiffüre, Maniküre, Pediküre. Fressen sowieso. Für unsereinen empfiehlt Siebeck demnächst Fast Food, unterdessen stellt die Gastronomie auf den Drei-Sterne-Hund um, als Gast, wohlgemerkt. In Düsseldorf ordern die Damen in der Brasserie ekliges Alt für sich selbst, Fifi kriegt was Anständiges, Kölsch zum Beispiel.

Beim Stuhlgang hat der Mensch Probleme, der Hund nicht, das ist auf jeder Straße zu besichtigen. Seine Neurosen entwickelt er auf höherem Niveau, meistens aus Mitleid mit dem Menschen. Dafür gibt es Hunde-Psychiater, und zwar erst-klassige - Hunde begehen keinen Selbstmord. Wenn doch, kommen sie auf den Hundefriedhof, Kultstätten einer überlegenen Form von Ewigkeit. Dort werden noch wirkliche Hochämter der Trauer zelebriert.

Der Hund hat Stil. In seinem Paß steht: »Hubertus vom Grauen Stein«, doch seine Freunde dürfen ihn »Mucki« nennen. Der Hund lebt, liebt und stirbt wie ein König. Aber er wohnt wie ein Penner. »Lege dich hinter den Ofen nieder,« schreibt Goethe im Faust, »mein bestes Kissen gebe ich dir«. Das ist Literatur. Die Realität ist anders: Der Hund muß in der Hütte hausen.

Warum nur? Die deutsche Hundehütte ist ein einziges Elend. Aus rohen Planken lieblos zusammengehauen, meist gebeizt, wenn doch mal angestrichen, dann scheußlich. Oben liegt ein Fetzen Teerpappe, darunter das verstörte Tier mit seiner Maniküre und versteht die Welt nicht mehr. Hunde, wollt ihr ewig leben? Das muß ja nicht sein, aber etwas komfortabler wäre schon angenehm.

Eine Gruppe Kölner Tischler, im Bewußtsein unserer architektonischen Bringschuld gegenüber der Kreatur, hat den Blick nach unten gerichtet und sich des Problems angenommen. Krieg den Hütten, Friede den Palästen! Eine neue Wohnwelt á la chiennoise, ein kultureller Quantensprung auf Knie-höhe. Entstanden ist ein rundes Dutzend stilöser Domizile, klassisch-streng bis avantgardistisch-verspielt. Das verhält sich zur Hütte wie die Trüffel zum Fußpilz, Wow! statt Wau. Wer hier wohnt, heißt nicht mehr lange »Bello«.